Wer profitiert

Wer profitiert von einem barrierefreien Internet?

Die unterschiedlichsten Nutzergruppen profitieren von gut zugänglichen Internetseiten.

Blinde Menschen

Um Webauftritte für blinde Nutzer lesbar und hörbar zu machen, gibt es die Hilfsmittel Screenreader, Sprachausgabe und Braillezeile. Ein Screenreader ist eine Software, die die Inhalte des Bildschirms in linearer Form, also nacheinander, ausgibt. So kann die Sprachausgabe die Seite vorlesen oder der Nutzer kann sich die Informationen über die Braillezeile ausgeben lassen. Höhenveränderbare Stifte stellen dabei die Braille-Punkte der Blindenschrift dar, die von dem Anwender mit den Fingerkuppen ertastet werden.
Probleme gibt es immer dann, wenn Informationen ausschließlich visuell dargestellt werden. Deshalb ist es z.B. wichtig,
Bilder oder Grafiken mit Alternativtexten zu versehen,
Schaltflächen oder Formularfelder zu beschriften,
Überschriften auszuzeichnen und sie nicht als größere oder fette Schrift darzustellen
(während Sehende einen Text überfliegen, können blinde Nutzer sich die Überschriften einer Seite anzeigen lassen – als Inhaltsverzeichnis für die schnelle Orientierung oder von Überschrift zu Überschrift springen.),
die Tastaturbedienbarkeit eines Webauftritts sicherzustellen, da blinde Nutzer nicht mit der Maus arbeiten.

Menschen mit
Seheinschränkung

Seheinschränkungen sind sehr unterschiedlich, die Spanne reicht von hochgradiger Sehbehinderung bis zur sogenannten „Alterssichtigkeit“. Von ihr sind fast alle Menschen ab dem 40. Lebensjahr betroffen. Viele ältere Menschen stellen sich die Schrift größer. Andere Nutzer mit Seheinschränkungen verändern die Farbeinstellungen, etwa weil ein heller Hintergrund blendet oder bestimmte Farbkontraste besonders gut wahrgenommen werden können. Solche Einstellungen können über eine spezielle Vergrößerungssoftware oder über den Browser vorgenommen werden.

Worauf im Internet zu achten ist
Die Inhalte von Webseiten sollen sich vergrößern und variabel darstellen lassen. Dabei dürfen keine Inhalte verschwinden oder schlecht lesbar werden, z.B. da diese sich überlappen.
Gute Kontraste erleichtern die Lesbarkeit enorm.
Da sehbehinderte Nutzer bei Vergrößerung des Bildschirminhalts möglicherweise nur einen kleinen Ausschnitt der Seite sehen, ist es für diese Menschen meist leichter, mit der Tastatur zu navigieren. Dafür sollten die fokussierten Bedienelemente hervorgehoben werden, damit die Orientierung nicht verloren geht.

Gehörlose und schwerhörige Menschen

Für gehörlose oder schwerhörige Menschen ist die Möglichkeit der Information und Kommunikation über das Internet und E-Mail ein großer Gewinn. So kommuniziert Jana, die aufgrund ihrer Schwerhörigkeit nicht telefonieren kann, aber voll im Berufsleben steht, auch ohne Telefon mit ihren beruflichen und privaten Kontakten.

Menschen mit angeborener Gehörlosigkeit sind vor allem gebärdensprachorientiert. Bei ihnen ist die Fähigkeit zu schreiben oder zu lesen häufig eingeschränkt. So werden etwa neue Wörter oder Fachbegriffe nicht „automatisch“ über das Gehör aufgenommen, sondern müssen erlernt werden.

Menschen mit eingeschränkter Motorik der Finger, Hände und Arme

Es gibt die verschiedensten Ursachen für eine beeinträchtigte Feinmotorik der Finger oder der Hand: Gicht, Rheuma, Multiple Sklerose oder Arthritis sind nur einige davon. In diesen Fällen kann es sein, dass die Bedienung der herkömmlichen Eingabemittel Computermaus und Tastatur schwierig ist. Besonders die kontrollierte Bewegung des Maus-Zeigers bereitet häufig Probleme. Menschen mit dauerhaften, schwereren Einschänkungen nutzen größere Tastaturen mit weit auseinanderliegenden Tasten, Spracherkennungssoftware oder sogar eine Augensteuerung.

Worauf im Internet zu achten ist
Für Personen, die die Maus nicht nutzen können, müssen die Internetseiten über die Tastatur bedienbar sein. Mit der Tab-Taste sollten also alle Bedienelemente und Formularfelder eines Auftritts erreicht werden können. Die fokussierten Elemente sollten durch eine Hervorhebung (z.B. Farbwechsel o.ä.) deutlich werden, damit die Orientierung auf der Seite gewährleistet bleibt.
Da motorisch eingeschränkte Menschen eventuell länger brauchen, um Daten einzugeben, z.B. ein Formular auszufüllen, sollten Zeitbegrenzungen abschaltbar oder verlängerbar sein.

Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen

Kognitive Beeinträchtigungen oder Lernbehinderungen sind sehr unterschiedlich ausgeprägt. Die Spanne reicht von Lernstörungen wie Legasthenie (Lese-Rechtschreib-Schwäche) oder ADHS (Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom) bis hin zu schwerer Intelligenzminderung.

Aufhorchen lässt der Pisa-Test für Erwachsene aus dem Jahr 2013: danach haben 17,5 % aller Deutschen im Alter von 16 bis 65 Jahren große Leseschwierigkeiten. Sie erreichen nur das Lese-Niveau eines 10-jährigen Kindes.

Diese Nutzergruppen haben in der Regel Probleme mit langen, schwierigen Texten, vielen Fremdwörtern und komplizierten Satzgebilden oder Navigationsmechanismen. Auch eine unübersichtliche, überladene Seitengestaltung erschwert das Verständnis der Inhalte.

Worauf im Internet zu achten ist
Grundsätzlich sollte sich jeder Internet-Redakteur bemühen, so einfach und verständlich wie möglich zu schreiben. Davon profitieren neben den oben genannten Nutzern alle Leser.
Eine klare Seitengestaltung und eine einfache, einheitliche Navigation unterstützen zudem die Verständlichkeit.
Speziell für Menschen mit kognitiven Einschränkungen wurde die sogenannte „Leichte Sprache“ entwickelt. Sie folgt festen Regeln zum Schreiben von Texten. So sind z.B. nur kurze Sätze in der aktiven Form zu verwenden.
Nicht der gesamte Internetauftritt, sondern nur die wichtigsten Informationen sind in Leichter Sprache darzustellen. So ist es in der für Bundesbehörden verpflichtenden Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung (BITV) festgelegt. Auf der Startseite eines Internetauftritts soll auf Texte in Leichter Sprache verwiesen werden. Wer Beispiele hierfür sucht, wird 

Alle anderen
Ältere Menschen
Nicht-Muttersprachler

Ältere Menschen
Die meisten körperlichen Einschränkungen entstehen erst im Alter. Bei vielen lassen die Augen und das Gehör nach, die Beweglichkeit der Finger sowie die Fähigkeit, Kontraste wahrzunehmen, verschlechtert sich.

Gleichzeitig steigt die Zahl der Seniorinnen und Senioren, die online sind, von Jahr zu Jahr an. Knapp 40 % der über 65-jährigen Deutschen haben 2014 das Internet genutzt. Mehr als jede(r) Zweite kauft dabei auch Waren ein. Gründe, die dafür sprechen, die Zielgruppe „ältere Menschen“ zukünftig besser zu berücksichtigen. Mit einem barrierefreien Internetauftritt ist ein wichtiger Schritt hierfür getan.

Mobile Nutzer
Barrierefreies Webdesign macht die mobile Internetnutzung angenehmer:

Die Anpassung an kleine Displays ist gewährleistet.
Wer draußen und/oder im Blendlicht surft, profitiert von guten Kontrasten.
Wer in der Öffentlichkeit den Ton ausstellt oder ihn in lauten Umgebungen schlecht hört, profitiert von Videos mit Untertiteln.
Nicht-Muttersprachler
In Deutschland leben viele Menschen, für die Deutsch nicht die Muttersprache ist. Eine klare, gut verständliche Sprache macht das Lesen von Texten für sie sehr viel einfacher. Auch Videos mit Untertiteln sind hilfreich.

Und natürlich profitieren auch alle anderen …!!
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